Das weibliche Geschlecht weiß, dass die Herren der Schöpfung immer darum rangeln, wer denn nun den größten hat: den größten Wagen, den größten Flachbildschirmfernseher, den größten… na, ihr wisst schon. In der Schafwelt ist das nicht anders. Auch auf der Weide geht es darum, wer die größten Hörner hat.
In meiner Praxis, das bunte Schaf, hatte ich neulich einen Klienten, der furchtbar aufgeregt war, weil sein Konkurrent viel größere Hörner hat als er selbst. Und seine Frau hat diesem Bock auch noch schöne Augen gemacht. Nicht, dass seine Frau ihm erzählt hätte, dass der andere Bock größere Hörner hat, nein, er weiß es zufällig, weil er den anderen aus dem Fitnessclub kennt, und beim Duschen hat er das bemerkt. Nun denkt er, dass seine Frau mit dem anderen nur getändelt hat, weil dieser eben diese wunderschönen Hörner hat.
Dabei verhält es sich ganz anders. Ja, sie gibt zu, dass sie dem anderen Bock schöne Augen gemacht hat, und natürlich haben ihr seine Hörner gefallen. Aber das ist doch kein Grund, ihren Ehemann zu verlassen! Im Gegenteil, es tut ihr furchtbar leid, und sie will es auch nicht wieder tun. Schließlich liebt sie ihren Mann ja. Und sie mag auch seine Hörner. Auch wenn diese nicht ganz so prächtig sind wie die des anderen. Aber große, schöne Hörner sind doch nicht alles!
Wie bringt man das dem männlichen Geschlecht nur bei? Ich selber würde meinen Gustav nie verlassen. Er hat nicht die schönsten Hörner auf unserer Schafweide. Dafür weiß er immer, wo das saftigste Gras ist. Und er hat das flauschigste Fell. Und er beruhigt mich, wenn ich nach einem anstrengenden Tag unter den Menschen wieder heimtrabe. Was interessieren mich da die Hörner von anderen Schafböcken?
Ihr Männer und Schafböcke dieser Welt, merkt euch: Wir Weiber interessieren uns für denjenigen, der das größte Herz hat, und sonst nichts!
Eure Bernadette, heute rotglühend vor Liebe!