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Hey Süßer!

Ich heiße Bernadette. Ich habe ein gutes und regelmäßiges Einkommen als psychologische Beraterin und habe einen schönen eigenen Stall in Haren. Außerdem bin ich bereit, dir den Haushalt zu führen: Ich kann putzen, einkaufen, die Wäsche waschen, und mit meinen Kochkünsten verführe ich dich gern. Anschließend geht es gemeinsam in die Kiste, wo du die Glocken im Himmel läuten hören wirst! Willst du mich???

„Ähm, ja, Bernadette, was soll der Blödsinn? Bist du übergeschnappt?“ Das denkt ihr jetzt vielleicht, oder? Und ihr habt recht. Das ist nicht ganz ernst gemeint. Es soll vielmehr zeigen, was Ernst, einem Freund von mir, passiert ist. Ernst ist irritiert, weil er – ohne Witz jetzt – mehrfach von Frauen auf diese oder ähnliche Weise angesprochen worden ist.

Jetzt fragt ihr euch wiederum: Wo ist das Problem? Der Junge sollte zugreifen und sich holen, was da so offen angepriesen wird. Aber das ist nicht das, was Ernst möchte. Und ich kann das auch verstehen. Im ersten Moment mag das verlockend klingen. Wie ein Sonderangebot, das man nicht ablehnen kann. Aber wie so oft mit Sonderangeboten ist die Qualität fraglich.

Ich kenne Ernst schon ziemlich lange, wir haben gemeinsam die Schafschulbank gedrückt. Er ist ein sehr netter Mensch, und ich hätte nie gedacht, dass er nicht spätestens zehn Jahre nach dem Schafschulabschluss verheiratet sein würde. Aber dem ist nicht so: Ernst ist mit 46 Jahren noch immer Single, und er würde diesen Zustand gern ändern. Aber doch nicht so!

„Ich möchte eine Partnerin auf Augenhöhe. Ich stelle mir ein romantisches Kennenlernen vor. Ein sich gegenseitiges Abtasten, Vortasten, weißt du, wie ich das meine, Bernadette?“ Klar weiß ich das. Man möchte nicht das Gefühl haben, jemanden abzubekommen, der sich selbst auf der Resterampe verhökert. Mich befremdet das, was mein alter Freund Ernst da schildert.

Was tun in solch einer Situation? Da Ernst ein respektvoller Mensch ist, möchte er weder einfach das Angebot ausnutzen, noch möchte er der Frau vor den Kopf stoßen. Vielleicht könnte es helfen, wenn er sich in die Frau, die sich da so anpreist wie Sauerbier, hineinfühlt. Möglicherweise handelt es sich um eine Frau, die schon sehr viele negative Erfahrungen, sprich: Ablehnung – erfahren hat. Vielleicht steckt hinter der coolen Fassade doch eine sensible Person? In jedem Falle, so denke ich, sollte Ernst authentisch bleiben und klar sagen, dass es ihm nicht um die Eigentumswohnung, den Haushalt und sonstige „Dienstbarkeiten“ geht. Die Reaktion der Frau ist dann dafür ausschlaggebend, ob es zu einer „lass uns nochmal von vorn beginnen“-Situation kommt, oder ob man sich anschließend höflich, aber bestimmt aus dem Weg geht.

Niemand sollte sich anpreisen wie ein Sonderangebot. Und niemand sollte ein Sonderangebot annehmen, jedenfalls nicht, wenn es darum geht, eine wahrhafte Partnerschaft einzugehen.

Ich bin dann mal weg nach Hause zu Gustav. Mal sehen, ob er schon gebügelt hat. Ich bin heute dran mit Kochen. Wir teilen nämlich – fast alles.
Herzliche Grüße, eure Bernadette!

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