Arme Eltern – arme Kinder?

Guten Tag!

Wie haltet ihr es eigentlich mit den irdischen Besitztümern? Euch Menschen sind ja die merkwürdigsten Dinge wichtig: Statussymbole wie Smartphones, eine bestimmte Turnschuhmarke, Autos etc. Dabei verhaltet ihr euch auf eine für mich kaum nachvollziehbare Weise: Während euer Auto nicht groß genug sein kann, kann euer Smartphone nicht schmal genug sein. Blödsinn, meine ich. Je kleiner das Auto, desto leichter findet man einen Parkplatz, und je größer das Smartphone, desto besser kann man doch lesen, was da so auf dem Bildschirm steht. Aber so seid ihr Menschen: unpraktisch und realitätsfern…

Neulich suchte mich ein besorgter Vater auf. Er hat einen Sohn im sechsten Schuljahr. Dem geht es im Grunde gut. Die beiden haben keinen Stress miteinander, sondern haben ein ausgeglichenes Verhältnis. Was also bereitet dem Vater Sorgen? Er könne seinem Sohn keine Statussymbole bieten, weil er nicht besonders viel verdiene, und nun habe er Angst, dass sein Sohn darunter leide.

Der Hintergrund ist, dass Ilja, so heißt der Vater, sieht, wie viele Markenklamotten die Schulkameraden seines Sohnes tragen. Fast jeder Gleichaltrige habe schon ein Smartphone (viele davon seien besonders schmal, versteht sich), und wenn die Freunde mit dem Auto (mit einem besonders großen natürlich) zur Schule gebracht würden, schäme sich Ilja fast, dass er seinen Sohn nur mit dem Fahrrad zum Schultor begleitet.

„Was sagt denn dein Sohn dazu?“; wollte ich von Ilja wissen. „Er sagt eigentlich nichts“, meinte er. Ob er sich mal beschwert habe oder Wünsche nach besonders schmalen, besonders angesagten oder besonders großen Statussymbolen äußere, hakte ich nach. „Nein, das tut er nicht“, antwortete Ilja.

„Ilja, ich glaube, deinem Sohn geht es gut! Und wenn du dich dessen vergewissern willst, dann frage doch einfach mal nach.“ Genau das tat Ilja, und er kam die Woche darauf zu mir und sagte: „Bernadette, mein Sohn ist nicht unglücklich. Er hat auf meine Frage relativ kurz angebunden mit einem „nö“ reagiert und fragte nur, ob wir denn nun noch schwimmen gehen würden oder nicht“, freute sich Ilja.

Ach, das ist doch zu schön, um wahr zu sein! Dass es auch noch solche Menschenkinder gibt, die wirklich zufrieden und glücklich sind, weil sie sich umeinander kümmern und sorgen, und nicht, weil sie besonders schmale oder große Dinge besitzen.

Allerdings muss ich jetzt schnell nach Hause traben, denn ich möchte nicht wieder das schmalste Stück von der Wiese abbekommen, weil ich mal wieder als Letzte abends heimkomme. Aber das ist natürlich ganz was anderes!

Eure Bernadette!

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