Bernadettes Schaf-Blök
Hallo, ihr Lieben! Habt ihr Ostern, trotz Corona, gut überstanden? Das Wetter war ja traumhaft. Gustav und ich haben uns am Ostermontag, voll chillig, auf der Weide in der Sonne geaalt. Das war herrlich! Ich habe richtig Frühlingsgefühle bekommen und mich vollen Herzens an Gustav gekuschelt. Es stimmte einfach alles, das Wetter, die Atmosphäre und meine Gefühle waren voll im Einklang.
Bei Iris war das leider nicht so. Sie rief mich am Dienstagmorgen an und war völlig aufgelöst. „Bernadette“, schluchzte sie ins Telefon. „Bernadette, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hatte einen völlig beschiss…..Ostermontag.“
„Nun mal langsam“, ermahnte ich sie sanft. „Ich kann dir nicht folgen. Was ist denn passiert?“ „Passiert ist eigentlich gar nichts. Das ist es ja!“ Ich verstand nur Bahnhof. Ok, arbeiten wir uns mal langsam vor. „Iris, erzähle mir doch mal bitte als erstes, weshalb du so traurig bist.“
„Ich war am Ostermontag den ganzen Tag alleine. Das war gar nicht das Schlimme, ich habe die Ruhe sehr genossen. Das Schlimme waren meine Gedanken und Gefühle, die sich da den ganzen Tag in mir breit machten.“ Wenn ich ehrlich bin, ich konnte Iris immer noch nicht ganz verstehen, aber manchmal braucht es etwas Zeit, um auf den Punkt zu kommen.
So berichtete Iris weiter. „Ich habe Anfang des Jahres einen Mann auf einer Party kennengelernt. Wir hatten einen sehr schönen und ausgelassenen Abend zusammen, haben viel gelacht, getanzt und ich habe ihn dann nachts auch mit zu mir nach Hause genommen.“ Naja, das ist nicht gerade eine Seltenheit, und ja auch kein wirklicher Weltuntergang! „Iris, was macht dir konkret zu schaffen?“
„Ich kann diesen Mann einfach nicht vergessen!“, platzt es aus Iris heraus. „Wer sagt denn, dass du das musst?“, hake ich nach. „Na, ich! Der Mann kommt gebürtig aus Rumänien, spricht nur gebrochen Deutsch und überhaupt……“ „Überhaupt, was?“ Jetzt wird es still am Ende der Leitung und ich höre Iris weinen. Iris gesteht: „ Ich war gemein zu dem Mann. Ich war überfordert mit der Situation. Gefühlstechnisch fuhr ich voll auf ihn ab, mein Kopf verbot mir jedoch diese Gefühle.“
„Weil er aus Rumänien kommt und der deutschen Sprache nicht so mächtig ist?“ frage ich vorsichtig nach. „Ja! Ich glaube, das ist der Grund. Ich habe mir immer einen anderen Mann an meiner Seite vorgestellt.“
Tja, in wen wir uns verlieben, darüber haben wir keine Gewalt und Amor schießt seine Pfeile bekanntlich nach Gutdünken ab. „Wie kriegen wir denn nun die Kuh vom Eis?“ frage ich Iris. „Ich denke, ich werde meinen ganzen Mut zusammennehmen und mich einfach mal bei ihm melden. Mal sehen, ob er überhaupt noch Interesse an mir hat, nach der Zeit und Nummer, die ich mir geleistet habe.“ Ja, das muss Iris wohl abwarten, wie Pavel, so heißt der rumänische Mann, reagieren wird. Ich drücke Iris auf jeden Fall fest die Daumen und im Grunde kann sie nur gewinnen.
Als ich aufgelegt habe, muss ich noch eine Weile über das Gespräch nachdenken. Ist es nicht unglaublich, von welchen (unbewussten) Faktoren wir in unserem Leben beeinflusst werden? Welchen Wert hat Gleichwertigkeit in unserer Gesellschaft?
Ich wünsche uns allen eine ausgeglichene Woche!
Eure Bernadette