Thorstens locker-luftiges Leben

Moin! Ich habe da neulich einen Typen kennengelernt, von dem muss ich euch unbedingt erzählen. Thorsten heißt er. Thorsten hat alles, was sich ein Mann nur wünschen kann. Ist ein erfolgreicher Karrieretyp mit viel Geld. Sieht super gut aus, ist sportlich, fährt einen Porsche und kommt total gut an bei der Damenwelt.

Letzteres beschert ihm ein regelrechtes Playboy-Leben. Thorsten hat sozusagen in jeder Stadt eine andere. Man(n) kommt ja auch viel rum in seinem Job, und warum soll man(n) den Charme, den man(n) auf das andere Geschlecht ausübt, nicht zu seinen Gunsten ausnutzen? Den Damen gegenüber charmant und generös wie Thorsten nun mal ist, sind ja durchaus auch alle Seiten zufrieden. Hin und wieder hält er es sogar mal eine Weile länger aus mit Yvonne oder Marylin oder wie die jeweilige gerade heißt.

Ist doch alles super, und eigentlich könnte ich jetzt „bis zum nächsten Mal, eure Bernadette“ sagen und wieder auf meine Weide zurücktraben. Aber halt: Ich bin das bunte Beratungsschaf. Und deshalb schreibe ich euch, was ich alles in meiner Beratung so erlebe. Eben jener eigentlich rundum zufriedene Mann hat sich nämlich neulich in meiner Beratungspraxis eingefunden.

Er hat das alles so erzählt, und ich hab ihn dann gefragt „wieso kommst du damit zu mir in die Schafpraxis, Mensch?“ Tja, hat er dann gemeint, so ganz richtig normal sei das doch alles nicht, oder? Eigentlich sei es ja normal, dass die eine wahre Liebe einen Menschen erst so richtig glücklich macht, oder? Ich kann das bestätigen: Auch ich bin nur glücklich mit Gustav, meinem Bock.

Warum er denn mit so vielen Frauen tändele, wollte ich dann wissen. „Ich bin eben einfach nicht der Typ für die klassische Zweierbeziehung“, meinte Thorsten ein wenig bockig. Aha, mit bockigem Verhalten kenne ich mich aus. Meistens ist das ein Zeichen dafür, dass man innerlich hadert. Vielleicht fehlt ihm doch etwas? Und ist das wirklich so, dass er nicht der Beziehungstyp ist?

Er scharrte mit den Hufen – äh Füßen – und grummelte ein wenig verlegen: „Naja, es wäre ja vielleicht doch schön, eine feste Beziehung zu haben. Aber dann müsste ich meine Unabhängigkeit ja auch aufgeben, oder?“

Ob es normal ist, wie er lebt, spielt keine Rolle. (Wie die Damen sein Verhalten finden, steht auf einem anderen Blatt, aber Thorsten ist ja mein Klient und nicht die Damen.) Es geht darum herauszufinden, ob er wirklich glücklich und zufrieden ist, so wie es läuft. Ein Zeichen, dass er es nicht ist, ist wohl, dass er Beratungsbedarf hat. Ein wirklich rundum von seiner Lebensführung überzeugter Mensch würde wahrscheinlich kein Beratungsschaf aufsuchen, oder?

Ich möchte Thorsten dabei helfen, sich zu prüfen, ob er wirklich nicht der Beziehungstyp ist oder ob womöglich Ängste dahinterstecken. Man kann sich so etwas nämlich auch einreden, von wegen self-fulfilling prophecy. Und klar: Auf das eine oder andere Abenteuer müsste der Playboy dann wohl künftig verzichten, falls er sich entschließt, einmal Ernst zu machen.

Wir werden das gemeinsam herausfinden. Aber das Eine sage ich gleich: Auf mich braucht er gar nicht erst ein Auge zu werfen. Ich bin mit Gustav verbandelt, und zwar schafslebenslang!

Eure glückliche Bernadette!

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