Bernadettes Schaf-Blök
Moin zusammen! Heute „blöke“ ich mal einen Tag später als gewohnt. Gestern, am Feiertag, war das Wetter so traumhaft und ich habe einfach mal alle Klauen von mir gestreckt. Das hat so gut getan und ich bin glücklich, dass ich den Feiertag zum Chillen genutzt habe. Aber heute bin ich schon wieder motiviert, aus meinen schwarzen Schäfchen, bunte zu machen! 🙂
Sicherlich kennt ihr das Sprichwort „Hunde, die bellen, die beißen nicht.“ Damit ist gemeint, wer in der Wut verkündet, dass er dir schaden will, wird es wahrscheinlich nicht umsetzen. Oder halt umgekehrt: Wer dir ernsthaft etwas antun will, wird es vorher nicht ankündigen.
An dieses Sprichwort musste ich denken, als Daniel zu mir in die Beratung kam. Daniel ist 18 Jahre alt und hat ständig Stress mit seinem Dad. Nichts könne er ihm recht machen und sie würden fast täglich aneinander geraten. Zudem würde sein Vater ihm regelmäßig damit drohen, ihn vor die Türe zu setzen und die finanzielle Unterstützung, die er durch seinen Vater erhält, einzustellen.
Ok, soweit so gut. Dröseln wir das Ganze mal ein bisschen auf. Also frage ich Daniel: „Was sind die Themen, weshalb ihr aneinander geratet?“ „Ja, es ist immer wieder dasselbe. Ich tue zu wenig für die Schule und meine Ausbildung, hänge nur rum, bin faul und überhaupt scheint schon meine bloße Anwesenheit zu reichen, um ihn auf die Palme zu bringen.“ Daniel scheint seinen Vater mit seinem Verhalten zu triggern, d.h. durch sein Verhalten löst er bei seinem Vater Gefühle aus, die ihm anscheinend unangenehm sind.
„Wie ist dein Vater in deinem Alter groß geworden? Weißt du was davon?“, frage ich Daniel. „Mein Vater ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Dort gab es immer viel Arbeit und was zu tun. Chillen und abhängen gab es dort nicht, er wurde immer von seinen Eltern gefordert und verpflichtet mitzuhelfen, wenn er Zeit hatte.“ Aha, ich verstehe. „Was denkst oder weißt du, hat deinem Vater die Arbeit auf dem Hof Spaß gemacht?“ „Nein, überhaupt nicht!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Mein Vater sagt immer, dass er die Arbeit gehasst und es ihm überhaupt keine Freude bereitet hat, in der Landwirtschaft mitzuhelfen. Aber er konnte das nicht frei entscheiden. Er musste mithelfen, damit der Betrieb am laufen blieb.“
„Ja, das sind prägende Erfahrungen, die dein Vater in seiner Kindheit und Jugend gemacht hat. Ich vermute, dass er auch ein wenig neidisch auf dich ist, dass du deine Freizeit heute frei gestalten kannst, was ihm damals nicht möglich war. Weiterhin kennt dein Vater „chillen“ überhaupt nicht, da er zu einem Arbeitstier erzogen worden ist. Ist dein Vater heute in der Lage die Seele baumeln zu lassen oder ist er ständig und ewig am machen und tun?
Daniel, ich rate dir, einmal offen mit deinem Vater ins Gespräch zu gehen. Frage ihn zudem, was ihm konkret an deinem Verhalten stört und was er von dir bräuchte, um sich entspannen zu können. Im Gegenzug solltest du ihm auch sagen, was du dir von ihm als Vater wünschst. Ich glaube, dass euch das schon einmal einen Schritt weiterbringen wird. Weiterhin bin ich mir sicher, dass dein Vater Angst hat, dass du dein Potenzial nicht ausreichend nutzt. Er ist hilflos, denn er weiß nicht, wie er dich motivieren kann. Und somit versucht er es, indem er dir die Hölle heiß macht. Aber wie schon zu Beginn gesagt, „bellende Hunde, die beißen oftmals nicht!“
In diesem Sinne, pack‘ den Stier bei den Hörnern, ich bin mir sicher, dass ihr einen Zugang zueinander finden werdet. Und falls ihr Hilfe braucht, ihr wisst ja, wo ihr mich findet!
Einen guten Start ins Wochenende!
Eure Bernadette