Sexbombe sucht alten Sack

Jetzt stell dir mal folgendes vor: Du bist ein alter Sack, und auf einer online Partnerschaftsbörse wirst du von einer Sexbombe angesprochen. Das kann ja nur, muss geradezu ein Witz sein, wenn nicht gar Betrug oder Verarsche.

Das zumindest erzählt mir Alfred im Brustton der Überzeugung, als er neulich in meiner Praxis war. Der „alte Sack“ Alfred ist von einer Dame namens Sonja kontaktiert worden. Sie ist etwa zehn Jahre jünger als er und lebt in Graz. Graz, Österreich, wohlgemerkt. Da muss ja was faul sein. Abgesehen davon: In seinem Alter wäre es geradezu gesundheitsgefährdend, derartige Reisen auf sich zu nehmen. Gute 1000 km sind es zwischen Lathen und Graz. Ein Stress sondergleichen, Herzinfarkt gleich eingeplant. Und was das kostet, an Geld, an Zeit… Auch ist eine mögliche Beziehung auf so einer Entfernung völlig unrealistisch, weiß Alfred aus Erfahrung. Hinzu kommt das große Misstrauen: Was mag diese Sonja an ihm finden? Kann sie nicht lesen? Er hat nicht geflunkert bei seinem Alter. Hat sie es auf sein Geld abgesehen? Oder ist sie psychisch leicht neben der Spur? Man kennt das ja, Vaterkomplex und so…

„Also“, fragt mich Alfred, „was soll ich jetzt tun? Soll ich ihre Anfrage einfach ignorieren, oder soll ich ihr diese Fragen direkt stellen, so als kleiner Test, oder was meinst du, buntes Schaf?“

„Dröseln wir das Ganze doch mal auseinander, Alfred“, sage ich, und biete ihm einen Tee an. „Natürlich kannst du diese Offerte einfach ausschlagen. Dann hast du nichts riskiert und nichts verloren, aber eben auch nichts gewonnen. Du könntest aber auch das geringfügige Risiko eingehen, diese Sonja einmal kennenzulernen. Da fährst du mal nach Graz, ob mit dem Auto oder der Bahn oder setzt dich in den Flieger. Buchst dir ein angenehmes Hotel. Und dann schaust du mal. Falls Sonja sich als geldgierig oder psychisch neben der Spur erweist, sagst du Adé und machst dir ein paar schöne Tage in der Steiermark. Aber womöglich ist sie ein Pfundskerl – wie man so schön sagt – und du fühlst dich gerade ganz und gar nicht als alter Sack, sondern hast das Gefühl, da könnte was zusammenpassen. Und wenn das wirklich so ist, garantiere ich dir, spielt die Entfernung überhaupt keine Rolle mehr. Dann wird sich quasi ganz automatisch eine Lösung dafür finden!“

Natürlich war Alfred nicht sofort völlig überzeugt. Das ist ja auch nachvollziehbar, und logischerweise gibt es so oder so keine Garantien für ein Gelingen. Für nichts im Leben, und ehrlicherweise bei Partnerbörsen schon mal gar nicht. Aber dann bräuchte man sich auch gar nicht erst bei so einer Börse anzumelden, und hey: no risk, no fun!

Ein paar Tage später hatte ich eine Nachricht von Alfred auf dem Anrufbeantworter: „Ich habe mir ein Hotelzimmer in Graz gebucht und fahre übernächstes Wochenende hin. Jetzt ist nur die Frage: Jeans oder Anzug, was meinst du?“ Ach Alfred, das ist doch das geringste Problem, was?

Ich find’s toll, dass Alfred es probiert und bin überzeugt davon, dass diese Erfahrung ein Geschenk für ihn bereithält. Wir dürfen nämlich nach den Sternen greifen, auch wenn sie 1000 km entfernt sind!

In diesem Sinne!

Abenteuerliche Grüße, eure Bernadette

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