Neue Lebensfreude für Hans-Gerd

Moin Moin!

Hier ist wieder eure Bernadette, das bunte Beratungsschaf aus Haren. Für manch einen ist ja das Leben leider nicht mehr so bunt, sondern grau in grau. Das kann mit Einsamkeit zu tun haben. Bis dass der Tod euch scheidet, heißt es ja so schön bei der Eheschließung, aber so läuft es halt nicht immer. Hans-Gerd zum Beispiel ist vor einigen Jahren von seiner Frau verlassen worden. Sie wollte Karriere machen und hat eine Arbeitsstelle in München angenommen. Angeblich war da auch ein anderer Mann im Spiel.

Das hat Hans-Gerd sehr hart getroffen, und ich kann das gut verstehen. Hoffentlich verlässt mich mein Gustav nie, ich wäre ganz schön traurig, und auch ich wäre dann wahrscheinlich eine ganze Zeit lang nicht mehr das bunte Schaf, sondern das graue Schaf. So etwas braucht Zeit. Und auch wenn es eine Floskel ist, aber die Zeit heilt alle Wunden, auch wenn manchmal lebenslange Narben zurückbleiben.

Bei Hans-Gerd hört es aber gar nicht mehr auf wehzutun. Er kommt einfach nicht darüber hinweg, dass seine Frau ihn verlassen hat. Dabei ist das nun schon vier Jahre her. Das ist einfach zu lange, um sich dermaßen in seiner Wohnung zu vergraben, wie Hans-Gerd das tut. Deshalb haben seine erwachsenen Kinder ihm geraten, sich einmal an mich zu wenden. Sie hoffen, dass ich wieder etwas Farbe in sein Leben bringen kann.

Zunächst habe ich mir von ihm schildern lassen, wie sein Alltag nach dem Auszug seiner Frau aussieht. Arbeiten, Abendbrot essen und dann Fernsehen. Hobbys? Fehlanzeige. Freunde? Habe keine. Mal ausgehen? Ne, ich will keine blöden Blicke von alten Bekannten bekommen. Sport? Wozu, mich sieht ja doch keine mehr an. Und so ging es die ganze Zeit. Kennt ihr diese Schafsbilder, auf denen steht: „Ohne Dich ist alles doof?“ Die find ich total klasse! Und genauso geht es Hans-Gerd. Er findet eben einfach alles, wirklich alles doof ohne seine Frau.

Das Problem ist: Seine Frau ist weg und bleibt weg. Und Hans-Gerd ist erst 58. Da hat er noch eine Menge Leben vor sich, und das sollte doch nicht alles doof sein! Also hab ich nochmal genauer nachgefragt: Ist wirklich ALLES doof? Nein, er freue sich, wenn seine Kinder zu Besuch kämen. Aha! Das ist doch schon mal was. Naja, und wenn das Wetter gut ist, fahre er gern mit dem Rad an die Ems, da gibt es so eine Gaststätte. Manchmal trifft er da einen ehemaligen Arbeitskollegen, mit dem spiele er dann Schach. Das sei dann ganz nett. „Könnte man den öfters treffen?“, frage ich. Der sei Witwer, erzählt Hans-Gerd. „Tja, vielleicht könnte ich den mal auf ein Bier nach Hause einladen?“, grübelt er. Ausgezeichnete Idee, wie ich finde!

Beim nächsten Beratungstermin wirkte Hans-Gerd schon ein wenig fröhlicher. Und ein bisschen aufgeregt. „Übermorgen kommt Heinz vorbei. Er bringt das Schachbrett mit. Und dann schaut er sich mein Fahrrad an, die Kette hängt nämlich. Ich möchte vielleicht mal nach Papenburg mit dem Rad“, erzählt Hans-Gerd ein bisschen verlegen. Das freut mich aber sehr und ich bin stolz auf ihn! Es hat eine ganze Menge Mut dazugehört, bin ich mir sicher. Seine Frau bringt es ihm nicht zurück. Aber es ist ein erster Schritt, ein erster Schritt aus dem Schneckenhaus, in das sich Hans-Gerd vergraben hatte.

Ich hoffe, es war nicht sein letzter Schritt. Das Leben ist bunt! Meistens jedenfalls. Und manchmal gehört auch grau oder schwarz zum Leben dazu. Aber nicht zu lange!

Kunterbunte Grüße von eurer Bernadette

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