Michael auf der Suche nach einer außerehelichen Affäre

Moin! Entschuldigt, ich bin ein bisschen spät, aber ich musste mit Gustav noch besprechen, wer für das Abgrasen welcher Ecke der Schafweide zuständig ist. Ihr kennt das ja sicherlich auch: In einer langjährigen Partnerschaft geht es irgendwann hauptsächlich darum, wer wo putzt, wer den Einkauf erledigt und wer wann den Nachwuchs betreut. Nichts Aufregendes, aber es muss ja sein.

Michael hat die Faxen davon dicke. „Das kann doch nicht alles sein. Ich bin jetzt elf Jahre mit Sandra verheiratet, und es geht echt nur noch um Einkauf, Hausputz oder wer die Kinder wann zum Geigenunterricht oder zum Ballett fährt. Ich möchte mal wieder eine Frau, in die ich so richtig verknallt bin, bei der ich Schmetterlinge im Bauch habe, wenn ich sie sehe und an der alles neu und aufregend ist. Ich bin ständig auf der Suche, so jemanden kennenzulernen“, platzt es aus ihm in meiner schäflichen Beratungspraxis heraus. „Und Sandra?“, frage ich ganz vorsichtig zurück. „Ach, Sandra!“, kommt es bockig aus ihm heraus, und dabei guckt er auf den Boden.

Okay, ich verstehe das Problem. Ja, ehrlich, ich verstehe es. Natürlich gehört zu den schönsten Phasen im Leben eines Menschen (und Schafes), dieser Zustand, verknallt zu sein. Was könnte aufregender sein, als jemand Neues kennenzulernen, der attraktiv, charmant und dabei völlig unentdecktes Gebiet ist? Ruft sie an? Ruft sie nicht an? Was wird sie sagen? Wie wird der erste Kuss sein? Wie wäre es, mit ihr nach Paris zu reisen? Hach, ich kann Michael ja verstehen!

„Aber willst du Sandra wirklich verlassen, Michael?“, frage ich. „Nein. Nein, will ich nicht. Ich liebe Sandra. Sandra ist die Frau meines Lebens. Wir passen total gut zusammen, und schließlich haben wir ja auch die Kinder, und was würde für ein Chaos entstehen, wenn ich mir jetzt jemand Neues suche…“

Und damit haben Michael und Sandra gute Chancen. Klar wird Sandra nicht plötzlich wieder zu einer neuen und unbekannten Frau für Michael. Aber dennoch gibt es Möglichkeiten, aus dem Alltagstrott herauszutreten. Sich Freiräume zu schaffen, um wieder Abwechslung und neue Abenteuer miteinander zu erleben. Sich wieder einmal von anderen Seiten kennenzulernen. „Michael, sprich doch einmal offen mit Sandra darüber, dass du unter dem Alltagstrott leidest, dass du gern wieder mehr Aufregung in der Partnerschaft erleben würdest. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihr ähnlich geht. Vielleicht mögt ihr auch einmal gemeinsam zu mir kommen, als Paar?“. „Ja, ich hab schon gedacht, ob ich einmal nach Paris fahre – im Nachtzug mit Sandra. Was meinst du, Bernadette?“

Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee. Vor allem für Gustav und mich. Muss gleich mal bei der Bahn anrufen und fragen, ob es auch Schlafwagen für Schafe gibt. Bin dann mal weg!

Adieu!!

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