Bernadettes Schaf-Blök
Moin, Moin! Wir befinden uns in der Karwoche und gehen mit großen Schritten auf Ostern zu! Wobei das Osterfest für viele dieses Jahr unter einem schlechten Stern steht. Denn bedingt durch die Kontaktsperre können und dürfen viele ihre Liebsten zu Ostern nicht sehen und müssen somit, sich den momentanen Umständen entsprechend, selbst im kleinen Rahmen das Osterfest gestalten. Sicherlich ist das nicht optimal, und wünschen würde ich mir persönlich auch etwas Anderes, trotzdem gilt es die „Herausforderung“ anzunehmen. Denn es gibt viele, viele Möglichkeiten trotzdem ein schönes Osterfest zu verbringen.
Heute möchte ich euch jedoch von Marion erzählen. Marion ist 50 Jahre alt, hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihren Tieren auf einem Resthof. Im Grunde geht es ihr gut. Ihre Kinder wohnen in der Nähe, sie hat einen festen und stabilen Freundeskreis, sie kann sich täglich um ihre Tiere kümmern und sie hat einen Beruf der ihr Spaß macht. Was Marion jedoch bedrückt, ist, dass ihr Partner 300 km weit weg wohnt. Sie sehen sich trotzdem jedes Wochenende. Zum Glück hat sie einen Mann gefunden, der Woche für Woche diese weite Strecke für ihre Partnerschaft zurücklegt.
Nun sitzt Marion bei mir in der Beratungsstunde: „Bernadette, mir geht’s gar nicht gut. Ich habe zwar einen festen Partner, aber immer wenn es mir wirklich schlecht geht, dann ist er nicht da. Zudem kommt es überhaupt nicht für ihn in Frage mit mir zusammen, sprich zu mir, zu ziehen.“ Ah ja, daher weht der Wind. Ich bekomme eine Idee davon, was mit Marion los ist.
Ich frage Marion: „Wenn es dir schlecht geht, was brauchst du in dieser Situation von deinem Partner?“ Marion zieht die Augenbraue hoch und antwortet: „Na, Zuwendung, Trost und Geborgenheit! Jemand, der mich in den Arm nimmt und Halt schenkt!“ Ja, na klar, das kann ich gut nachvollziehen. So einen Menschen wünschen wir uns (fast) alle. Ich frage Marion weiter: „Wann hast du dir selbst das letzte Mal Halt gegeben und in den Arm genommen? Wann hörst du dir selbst zu? Wann schenkst du dir Geborgenheit?“ Jetzt fängt Marion bitterlich an zu weinen. „Ich weiß es nicht! Wahrscheinlich noch nie!“, schluchzt sie.
Und genau das ist der Punkt erkläre ich Marion, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hat. Wir fordern von anderen Menschen oder Umständen, dass sie sich um uns kümmern, damit es uns gut geht. Wir geben damit die Selbstverantwortung ab. Noch ungünstiger ist, dass wir uns damit in eine Abhängigkeit begeben. Unsere Gefühle, positiv wie negativ, sind abhängig von anderen Menschen und Umständen. Und je mehr wir Druck ausüben, erpressen und einfordern, dass unsere Bedürfnisse von außen (sprich Partner, Umwelt) befriedigt werden, desto weiter entfernt sich unser Partner von uns oder wir werden von den Umständen enttäuscht.
„So habe ich das noch nie gesehen“, gesteht Marion und guckt mich, trotz ihrer Tränen, entschlossen an. „Ich werde mich nun bewusster um mich selbst kümmern und so gut ich kann dafür sorgen, dass es mir gut geht!“, erklärt mir Marion und verlässt zuversichtlich meine Praxis.
Ich sitze noch eine Weile in meinem Beratungssessel und spinne kreative Gedanken, wie Gustav und ich das diesjährige Osterfest, auch ohne Osterfeuer und tamtam, zu einem besonderen Osterfest werden lassen können. Denn auch das, haben wir trotz Corona, selbst in der Hand!
Herzliche Ostergrüße!
Eure Bernadette