Moin! Habt ihr auch schon einmal ein bockiges Lamm zuhause gehabt? Ich habe neulich Gaby kennengelernt. Gaby ist zwar kein Schaf, sondern ein Mensch, aber ihr Sohn Linus gebärdet sich wie ein bockiges Lamm. Der macht einfach, was er will. Tanzt ihr sozusagen auf der Nase herum. Der ist vier Jahre alt. Ein schlimmes Alter, wie man so schön sagt. Wenn Gaby sagt, ihr Söhnchen soll schlafen, springt er im Schlafanzug auf dem Bett herum, dass die Federn nur so aus den Kissen fliegen. Soll er essen, spielt er mit den Fischstäbchen Carrera-Bahn im Kartoffelbrei. Sich im Auto anschnallen? Nö, wozu auch? Außerdem ist Mama sowieso doof. Nur doof. Und das sagt er ihr auch jeden Morgen.
Vielleicht lest ihr das jetzt und denkt, „ja, gut, kenne ich auch, geht vorüber“. Bei Gaby kommt dazu, dass sie selber nicht gesund ist. Sie ist psychisch krank und hat nicht die Kraft, sich gegen das kleine Böcklein durchzusetzen. Linus ist ja kein grundsätzlich böses Kind. Er spürt instinktiv, dass mit seiner Mutter etwas nicht stimmt. Wie alle kleinen Geschöpfe möchte er sich die Hörner abstoßen, seine Grenzen austesten. Und diese Reibungsfläche kann Gaby ihm nicht bieten, weil sie zu schwach ist. Das wiederum führt dazu, dass Gaby sich noch schlechter und noch kraftloser fühlt.
Was also tun? Zunächst einmal ganz tief einatmen und ausschnauben. Und das kann Gaby bei mir tun. Ich bin das bunte Schaf, und das heißt, dass ich die Welt nicht in schwarze und weiße Schafe teile. Vielmehr hat jedes Schaf ganz viele Farben und Schattierungen in sich mit glatter und krauser Wolle. Und wir wollen gemeinsam überlegen, wie Gaby erst einmal wieder zur Ruhe kommt. Denn bevor sie nicht wieder etwas Sicherheit gewinnt, kann sie Linus auch keinen festen Standpunkt vermitteln. Wir wollen sehen, ob für Gaby und Linus beispielsweise eine Mutter-Kind-Kur in Frage kommt. Vielleicht auf einer Insel. Da sollen die Wiesen besonders grün und saftig sein. Lösungen gibt es vielfältige, und ich kenne mich auf vielen Weidegründen aus. Ich finde eine Lösung mit und für Gaby – und für Linus!
Munter bleiben, eure Bernadette!