Moin! Wie geht es euch? Ich hoffe, soweit ganz gut? Ich hatte in meiner letzten Beratungsstunde einen todtraurigen jungen Mann namens Niklas. Seine Freundin hat ihn verlassen, und er versteht die Welt nicht mehr. Sie ist mit einem Anderen nach Kassel gezogen. In eine gemeinsame Wohnung. Genau das, was er mit ihr hatte tun wollen, allerdings nach Meppen. Sie hatte das lange nicht gewollt und war nun bereit dazu. Hatte sie gesagt. Und dann, kurz bevor die Umzugskartons gepackt werden sollten, diese Eröffnung: „Ich ziehe mit Christoph nach Kassel. Es ist aus!“
Es ist aus. Diese drei Worte bekommt Niklas nicht mehr aus dem Kopf. Abend für Abend sitzt er in seiner neuen Wohnung, die er nun alleine bezogen hat. Die Kartons sind kaum ausgepackt, nur das Nötigste. Das Doppelbett, frisch aus dem Möbelhaus, hat sie mitgenommen. Was sollte er jetzt auch noch mit einem Doppelbett? „Sie benutzt es jetzt – mit ihm!“, bricht es aus Niklas heraus. „Neuer Freund, neue Stadt, neues Bett – unser Bett, das wir gemeinsam ausgesucht haben und…“ – „Stopp!“, rufe ich. „Niklas, hör auf, dich mit diesen Bildern zu quälen. Was bringt denn das?“ „Ich habe es nicht besser verdient, ich bin ein Versager!“
Oje, der junge Mann ist untröstlich. Er macht sich völlig fertig. „Es ist okay, Niklas, du kannst ruhig weinen. Ich wäre auch am Boden zerstört, wenn mir das passiert wäre. Lass es heraus!“, sage ich ihm Taschentücher reichend. „Es wird nie mehr wie früher. Es wird nie wieder besser“, schluchzt er. Ersteres: ja. Letzteres: nein! Ich weiß das mit der Weisheit eines Beratungsschafes. Natürlich wird es nie mehr wie früher. Seine Freundin ist weg und wird auch wohl nicht wiederkommen. Aber dass es nie wieder besser wird, daran glaube ich nicht.
Allerdings: Alles hat seine Zeit. Auch Liebeskummer braucht seine Zeit. Es ist okay, dass Niklas jetzt traurig ist. Es wäre sogar ein Zeichen für Oberflächlichkeit, wenn es ihm völlig gleichgültig wäre, dass die Frau, mit der er ein Leben führen wollte, nun mit einem anderen auf und davon ist. Insofern ist es richtig und sogar gut, diesen Gefühlen Raum zu geben.
Nur darf Niklas nicht darin ertrinken. „Andere Mütter haben auch schöne Töchter“ oder „Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling“. Natürlich spare ich mir derartige Plattitüden. Das wäre wohl ziemlich unangemessen. Aber dennoch: Ich weiß, dass auch die schlimmsten Phasen irgendwann besser werden. Mein Rat an Niklas lautet, sich nicht vollkommen zu verkriechen. Alles hat seine Zeit, und auch die Gemeinschaft mit anderen braucht die ihre. Deshalb sollte Niklas sich mit Freunden treffen, vielleicht sogar probieren, neue Menschen kennenzulernen, Menschen, die ihn nicht permanent an seine Ex-Freundin erinnern. Ich weiß, es ist ein langer Weg… Kopf hoch, Niklas! Bestimmt gibt es auch junge Frauen, die gerade so einen sensiblen Menschen wie ihn zu schätzen wissen, wetten?
Ich hüpfe nun mit einem Ohrwurm im Kopf auf meine Schafweide zurück und schaue, ob Gustav noch da ist. Bis bald, eure Bernadette!
Ich liebe diese Geschichten
Das freut mich zu hören! Danke Heike!