Puh, ist euch auch so heiß? Das ist ja eine Hitze dieses Jahr, und das schon seit Mai! Ich möchte am liebsten meinen Schafpelz abwerfen, aber das gehört sich ja nicht, man möchte sich ja nicht so exponieren, zumal als Dame. Obschon, da fällt mir ein Herr ein, der es auch bereut, dass er sich so exponiert hat. Allerdings anders, als sich seines Pelzes zu entledigen.
Jürgen heißt der Herr. Und der hat sich im übertragenden Sinne zu weit hervorgewagt, nämlich auf einer Partnerschaftsbörse im Internet. Nun hat er das Problem, dass ihm zu viele Frauen nachsteigen. Das mag jetzt im ersten Moment wie ein Luxusproblem klingen, aber Jürgen wird die Geister, die er rief, nicht wieder los.
Dazu solltet ihr wissen, dass Jürgen ein ziemlich bekannter Typ in der Gegend ist. Er ist vor einigen Jahren zum Bürgermeister gewählt worden, steht häufig in der Zeitung, ist auf vielen Veranstaltungen präsent, verdient ganz gutes Geld und ist einfach ein toller Typ. Für eine Partnerschaftsbörse kann einem doch als Suchender kaum etwas Besseres passieren, wenn man so viel zu bieten hat, oder? Das Problem: Jürgen hat zu viel von sich preisgegeben, so dass nun allzu viele Frauen sich von seinem Profil angesprochen fühlen. Zudem ist er bekannt wie ein buntes Schaf, und nun hat sich herumgesprochen, dass er, der Bürgermeister, eine Partnerin fürs Leben sucht.
Jürgen fühlt sich beinahe wie ein Hollywoodstar, der nirgendwo mehr ohne Sonnenbrille und Verkleidung hingehen kann, vor dessen Haus die Fans lauern und dem die Frauen kreischend die Wagentüre öffnen. Kurz und gut: Jürgen ist die Sache über den Kopf gewachsen. Und deshalb hat er mich, das wahre bunte Schaf, um Rat gefragt.
Als Allererstes haben wir sein Profil aus der Onlinepartnerbörse gelöscht! Ratzekahl haben wir ihn entfernt. Jetzt darf er hoffen, dass sich die Aufregung bald legt. Aber damit ist die Sache aus meiner Sicht noch nicht aus der Welt, zumindest Jürgen sollte in sich gehen und fragen, wie es dazu kam, dass er sich so dargestellt hat, dass er die Frauen angezogen hat wie das Licht die Motten. Woher kam dieses Bedürfnis, sich so zu exponieren? Und was macht den wahren Jürgen aus, jenseits von Geld, Amt und Ruhm? Ich bin gerne bereit, den echten Jürgen unter all dem Glamour zu finden.
Aber jetzt muss ich doch mal fragen, ob der Schäfer mich nicht doch zum Scheren bringen kann! Es ist ja kaum noch auszuhalten unter dem Pelz!
Bis später dann, eure Bernadette!