Das Leben ist kein Ponyhof – meint Dirk

Moin! Nachdem ich in der letzten Woche eine Klientin kennengelernt habe, die Schwierigkeiten hat, andere Menschen nach ihrer Façon selig werden zu lassen, möchte ich euch heute Dirk vorstellen. In gewisser Weise ähneln sich die Sichtweisen der beiden, kritisieren sie doch die anderen. Während Annette jedoch vor Wut auf ihre Mitmenschen zerfressen ist, verachtet Dirk „die Weicheier“ dieser Welt.

Dirk kam in die Praxis des bunten Schafs, weil er seine Umwelt kaum noch erträgt. „Diese ewige Jammerei! Was haben die Leute bloß alle? Das Leben ist halt eine Dauerwurst, da kannste nix machen. Aber müssen deshalb alle immer jammern? Mir geht’s auch nicht gut, aber dann sag ich mir „Das Leben ist halt kein Ponyhof, Augen zu und durch, nur die Harten komm‘ in Garten“, und dann geht es irgendwie weiter. Diese Weicheier, die ständig zum Psychiater rennen, über jedes Problemchen erstmal einen Tee trinken wollen und jede Eintagsfliege unter Naturschutz stellen wollen, die kotzen mich an!“

Huch, da war ich im ersten Moment ganz schön erschrocken! Woher kommt denn dieses harte Urteil über die Mitmenschen? Und natürlich entdeckte ich auch gleich den Widerspruch: Wenn Dirk sich über Menschen aufregt, die bei jedem Problemchen gleich zum Psychiater rennen, was – ähm – will er dann bei mir? Ich bin zwar keine Psychiaterin, aber ein Beratungsschaf, und eine Tasse Tee gibt es bei mir auch gratis dazu. Nun, ich denke, dass Dirk schon irgendwo weiß, dass seine harte Fassade vor allem dieses ist: eine Fassade. Gut, dass er sich hier Rat holt.

Denn ich denke, dass Dirk eigentlich auch gern einmal schwach sein würde. Vielleicht fehlt ihm das, eine Person, bei der er mal schwach sein darf? Möglicherweise unterdrückt er sein Bedürfnis, sich mal gehen zu lassen, sich irgendwo anzulehnen, sich jemandem anzuvertrauen, weil er Angst vor Verletzungen hat? An mein wolliges Fell kann man sich wunderbar anlehnen. Ich möchte Dirk gern anbieten, dies einmal zu tun. Garantiert wird er danach auch nicht als Weichei hier rausgehen. Eher ausgeglichener, mit mehr Zugang zu seinen eigenen Gefühlen und mit etwas mehr Nachsicht seinen Mitmenschen gegenüber. Denn das Leben ist bekanntlich Yin und Yang, und nur im Spannungsfeld der Gegensätze leben wir wirklich.

Puh, jetzt ist aber Schluss, Bernadette! Die Hitze steigt mir wohl zu Kopf! Eines weiß ich jedenfalls: Das Leben ist zwar kein Ponyhof, aber eine Schafweide. Bis bald!

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