Christoph wütet wie ein Beserker

Puh, neulich hatte ich einen Klienten in meiner Beratungsstunde, der hat aber richtig Dampf abgelassen! Der hatte eine Wut auf die ganze Welt! Christoph heißt er, und er hatte bereits am Telefon gesagt, dass es mächtig eilig sei, da er massiv unter Druck stünde. Also hab ich es möglich gemacht, dass er kurzfristig noch dazwischengeschoben werden konnte.

Christoph arbeitet als Koch an einer Autobahnraststätte, und da herrschen Stress und hohes Arbeitstempo vor. Wenn da mal ein ganzer Reisebus ankommt, dann müssen aber zack zack die Buletten und die Schnitzel fertig sein. Wenn dann das Küchenteam nicht reibungslos mitarbeitetet, dann… „Ja, was machst du dann?“; fragte ich Christoph vorsichtig. „Dann schmeiße ich schon mal mit Bratpfannen durch die Küche“, räumte er ein. Oha! Das ist nicht gut. Er habe bereits eine Abmahnung deswegen erhalten, aber wenn dann wieder diese transusige Azubine nicht mit dem Spülen nachkommt, dann könnte er…

„Und wie läuft es privat?“, möchte ich wissen. Kleinlaut gibt Christoph zu, dass ihm seine Freundin vor zwei Monaten weggelaufen ist. „Hast du da auch mit Geschirr geworfen?“. „Ja, und ich habe mal einen Schrank komplett ausgeräumt, weil ich mein gutes Hemd nicht sofort gefunden habe. Seitdem ist sie weg“, erzählt er traurig. „Ich möchte Tina eigentlich gern zurückhaben, aber sie hatte damals gesagt, dass sie so nicht mehr weitermachen könnte“.

„Ja, das kann ich sogar verstehen. Aber jetzt müssen wir sehen, wie wir mit der Situation umgehen. Dass die anderen Menschen deine Wutanfälle nicht gutheißen können, das verstehst du doch auch, oder?“. Ja, das verstehe er sehr gut, sagte Christoph. Aber wenn nicht alles so klappt, dann könne er halt nicht anders. „Was meinst du denn, was nicht klappt?“ „Ja, es muss doch laufen in der Küche. Oder zuhause. Und dann mach ich eben Dampf“, begründete er die Ausbrüche. „Das heißt, du kommst damit richtig auf Trab und möchtest die anderen damit ebenfalls auf Trab bringen?“ „Ja, sozusagen.“

Okay, auf Trab kommen, damit kenne ich als Schaf mich aus. Und dass es wichtig ist, dass die Herde dann und wann auf Trab kommt, das verstehe ich sehr gut. Aber das muss auch anders gehen als mit Wutanfällen. „Wollen wir andere Wege finden, wie du auf Trab kommst und wie du die anderen mitziehen kannst, damit es läuft?“, schlage ich ihm vor. „Ja, meinst du, das geht?“, fragte er mich erstaunt. „Oh ja, das geht!“ Mein Eindruck ist, dass Christoph im Grunde ein guter Kerl ist. Er möchte, dass die Dinge „laufen“, d.h. dass alles klappt. In seinem Beruf in der Großküche ist das ganz wichtig. Aber er wählt den falschen Weg. Ich zeige ihm gern, wie das anders funktioniert, und zwar viel besser, und so, dass andere dabei nicht verletzt werden.

So, nun muss ich aber nach Hause. Heute Abend ist Arbeitseinsatz auf der Schafweide. Es gibt jede Menge abzugrasen, sonst bringt mich mein Schafhirt auf Trab!

Eure Bernadette

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