Hallo ihr Leute!
Seid ihr gut zurück aus den Herbstferien? Also, ich habe in den Ferien an einem Wettbewerb im Grasfressen teilgenommen. Ich bin dazu extra nach Neuseeland geflogen und habe total viele super spannende Leute kennengelernt. Ach, das war richtig interessant, wie viele Spezies es weltweit so gibt… Tja, und nun hat mein Alltag wieder begonnen.
Letzte Woche kam Günter in meine Praxis. Günter ohne h, wie er betonte. Für Günter müssen die Dinge ihre Ordnung haben. Leider war in den letzten Jahren Günters Leben auch nicht immer in Ordnung. Er hat sich von seiner Frau scheiden lassen – oder sie sich von ihm, jedenfalls war er alleine. Nun hat er eine neue Frau kennengelernt: Inka. Und seit er Inka kennt, ist in seinem Leben gar nichts mehr in Ordnung. Also, die Inka findet er ja schon toll, aber Ordnung? Das ist nicht Inkas Priorität. Nicht, dass sie schluderig wäre, aber die hat ständig neue Flausen im Kopf.
Ob Günter mal Lust hätte, mit zum Bungeejumping zu kommen. Das mache das Hirn total frei, stelle die ganze Welt auf den Kopf! „Das möchte ich eigentlich gar nicht. Zum einen habe ich sowieso Angst vor solchen Sachen, und ich möchte auch gar nicht meine ganze Welt auf den Kopf stellen“. Was denn Günters Hobbys seien, wollte ich wissen. „Ich sammele Briefmarken, speziell aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg.“ Okay, ich kann verstehen, dass ein auf den Kopf gestelltes Briefmarkenalbum der Horror eines jeden Briefmarkensammlers sein muss.
„Geht es dir vor allem um eure unterschiedlichen Hobbys?“, habe ich Günter gefragt. „Ach, ehrlich gesagt, das noch nicht einmal so sehr. Aber sie scheint ja doch eine ganz andere Einstellung zu den Dingen zu haben. Wir verstehen uns wirklich super, aber dann ruft sie plötzlich an und fragt, ob wir nicht spontan mal eben nach Paris fliegen wollen, weil sie gerade gesehen hat, dass dort ein Konzert stattfindet, das sie unbedingt besuchen möchte. Sie war in den 80ern in Indien bei einem Guru und schwärmt heute noch davon. Was für ein wildes Leben! Das ist mir alles ziemlich suspekt.“ „Aber du findest sie schon toll, oder? Das merke ich doch. Deine Wangen glühen ja regelrecht!“ „Ja, schon. Sie ist schon wirklich aufregend. Sowohl in positiver als auch in negativer Richtung. So eine Frau habe ich noch nie gekannt. Und dass sie sich gerade für mich interessiert…?“
„Günter, was hast du zu verlieren?“ „Was, wenn es schiefgeht? Ich möchte nicht noch eine Trennung durchmachen müssen. Das war damals schon ganz schön hart mit meiner Scheidung.“ „Ja, das verstehe ich. Aber mein Eindruck ist, dass du eigentlich ganz schön neugierig bist auf diese Frau. Und das tut dir gut. Lass dich auf sie ein. Du musst ja nicht alles mitmachen, was sie möchte. Wenn du nicht Bungeejumpen gehen möchtest, darfst du ihr das auch sagen. Im Leben ist nicht immer alles so geordnet wie in einem Briefmarkenalbum. Da wird schon einiges durcheinander gewirbelt.“
So sprach ich Günter Mut zu und trug in meinen Terminkalender seine nächste Beratungsstunde ein: „Günther, 1. November 15 Uhr“. Bin gespannt, was er von dem Konzert in Paris zu erzählen hat. Ich hoffe für ihn, dass er mitgeflogen ist. Auf dem Weg nach Hause fiel mir allerdings ein, dass ich Günter aus Versehen mit h in meinen Terminkalender eingetragen habe. Ach, was soll’s? So ist das Leben!
Eure luftspringende Bernadette
Ps.: Den Grasfresswettbewerb hab ich übrigens nicht gewonnen, aber ich habe einen Sonderpreis für das bunteste Fell erhalten! Das ist doch auch was, oder?