Anton hat es verbockt

Machen wir uns nichts vor: Nicht alle Kinder sind brave Lämmer. Es gibt auch unter dem Nachwuchs richtige Fieslinge. Und die schöne neue Welt des Internets bietet so manchem Fiesling eine richtig gute Bühne für seine Fiesheiten. Was Anton sich dabei gedacht hat, eine „Hassgruppe“ bei WhatsApp gegen den Klassenkameraden Gabriel zu gründen, vermag der Vierzehnjährige, der gestern kleinlaut mit seinem Vater in der Sprechstunde von mir, Bernadette, dem bunten Schaf, saß, nicht so richtig erklären. Er, der in dieser WhatsApp-Gruppe das große Wort geführt hat, kriegt die Klappe nicht auf.

Vor ein paar Monaten, in den Herbstferien, kam Anton plötzlich auf die Idee, diese Gruppe bei WhatsApp einzurichten. Jeder durfte Mitglied in der Gruppe sein, bloß Gabriel nicht. Dafür war Gabriel das Objekt, um das es ging. Ein lahmer Bock sei er, könne gar nicht so gut laufen und springen beim Sport. Richtig schön mähen könne er auch nicht, er stottert nämlich. Allein das reichte ja schon aus, um sich lustig zu machen. So ein richtig fieses Bocking (ihr wisst ja: Schäfisch für Mobbing) lief in der WhatsApp-Gruppe ab. Und der Treiber war Anton. Immer wieder neue Fiesheiten hatte sich der Schafkopf ausgedacht. Mal waren es Fotomontagen von Gabriel mit Ziegenfüßen, Schweineschnauze oder Eselsohren. Dann waren es gemeine Gerüchte.

Gabriel hat sich gewundert, warum ihn die anderen immer mehr schnitten und auslachten. Er war zwar vorher schon nicht beliebt, aber so schlimm wie seit den Herbstferien war es noch nie. Bis eines Tages eines der fiesen Gerüchte an seinen Bruder geriet, und der machte die Eltern auf das Geschehen aufmerksam. Tja, und die fackelten nicht lang: Sie benachrichtigten nicht nur die Lehrer, sondern erstatteten sogar Anzeige bei der Polizei.

Und nun sitzt Anton ganz schön in der Patsche. Anton ist mit seinen 14 Jahre nämlich schon strafmündig. Folgenlos wird sein Handeln nicht bleiben. Außerdem hat die Polizei den Eltern von Anton empfohlen, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Tja, und nun hab ich den Übeltäter hier sitzen. Was soll ich wohl mit ihm machen? Was denkt ihr? Für Strafen bin ich nicht zuständig. Das Fell werden ihm schon andere über die Ohren ziehen: die Polizei, die Lehrer, und vermutlich auch seine Eltern. Ich werde versuchen, Einsicht zu erwirken.

Was Anton hoffentlich noch lernt, ist, dass die Welt aus bunten Schafen besteht. Und dass auch ein Schaf wie Gabriel Daseinsberechtigung hat. Auch, wenn ihm die Farbe von Gabriels Fell vielleicht gerade nicht passt.
Außerdem frage ich mich: Was ist mit Anton los? Weshalb hat er es nötig andere Kinder bloßzustellen? Irgendetwas scheint mit Anton nicht in Ordnung zu sein! Ich werde es hoffentlich herausfinden.

Eure heute etwas wütende Bernadette!

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