Bernadettes Schaf-Blök
Moin zusammen! Jetzt, wo wir das mega schöne und lange Pfingstwochenende hinter uns haben, bin ich gleich wieder mit den Tagen durcheinander gekommen. Naja, ich hoffe, ihr sehr es mir nach, dass ich erst heute wieder blöke.
Gleich nach Pfingsten kam Dörthe zu mir in die Praxis und ich muss zugeben, ich habe ihr Problem nicht gleich auf Anhieb verstanden. Ihr Menschen, seid ja manchmal auch echt komisch und kompliziert! Unglaublich! Aber jetzt fange ich erst einmal von vorne an. Also am Dienstag nach Pfingsten habe ich Dörthe kennengelernt. Sie ist Ende 40 und schilderte mir folgendes Problem:
„Bernadette, ich weiß nicht, was mit mir los ist! Ich glaube, ich bin einfach nur dumm“, berichtete sie mir und eine Flut von Tränen strömte los. Mit diesen kurzen knappen Infos konnte ich natürlich nicht Dörthes Welt retten. Also setzte ich meine Brille auf, nahm Stift und Papier, um die kleinen Puzzleteilchen, die ich von Dörthe bekommen würde, festzuhalten.
Ohne, dass ich nachfragen musste, klärte mich Dörthe weiter auf. „Es ist immer wieder dasselbe! Ich falle immer wieder in meine alten Muster zurück und merke das erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Ich bin nicht achtsam genug, sehne mich total nach Liebe und Anerkennung und sauge diese Bedürfnisse auf, wie ein ausgetrockneter Schwann. Dabei überhöre ich meine innerlichen Alarmglocken, die mir ganz deutlich signalisieren, dass etwas nicht stimmig ist. Ich stürze mich stattdessen regelrecht in die Fluten und merke dann zu spät, dass ich einer Sandbank aufgelaufen bin. Bernadette, kannst du mir erklären, weshalb ich das tue?“
Ja, liebe Dörthe, das kann ich, denn allmählich konnte ich aus den Puzzleteilchen ein Bild zusammensetzen.
„Dörthe, ich höre an deinen Ausführungen, dass du ein schwaches Selbstwertgefühl hast und an einem Mangel leidest. Deine Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung müssen von außen, sprich von anderen Menschen, gestillt werden. Dabei ist dieser Mangel so stark, dass der Wunsch nach Sättigung wichtiger ist, als deine Ansprüche oder Intuition. Verstehst du, was ich meine? Du bist so ausgehungert, dass die Qualität des Essens an Bedeutung verliert. Du willst bloß endlich satt werden. Und du wartest auch noch darauf, dass dir jemand anderes das „schlechte“ Essen quasi serviert, anstatt dich selbst an den Herd zu stellen.
Weiterhin frage ich mich, liebe Dörthe, weshalb tust du dir das an? Du hast es verdient, regelmäßig und qualitativ statt zu werden. Lerne „kochen“ bzw. lerne deine Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung selbst zu stillen. Damit machst du dich frei und kannst dich in Zukunft für die schönen Dinge begeistern, anstatt aus dem Mangel heraus das vertrocknete Gras zu fressen. Weiterhin solltest (!) du, wenn deine innerlichen Alarmglocken schrillen, kritisch sein! Ja, du kannst vorsichtig probieren, wenn du magst. Aber schlinge nicht sofort so gierig den ganzen Teller hinunter, so dass dir hinterher schlecht wird. Verstehst du, was ich meine? Etwas mehr Obacht ist angesagt!“
Dörthe hat sich meine Ausführungen schweigend angehört. Sie hat aufgehört zu weinen, schaut mir tapfer in die Augen und sagt: „Bernadette, danke für deine ehrlichen und erklärenden Worte. Ich möchte kochen lernen, zeigst du mir, wie es geht?“
Und somit werde ich nun zeitnah einen „Kochkurs“ anbieten. Wer Lust und Interesse hat mitzumachen, kann sich gerne bei mir melden! 🙂
Genussvolle Grüße,
Eure Bernadette