Bernadettes Schaf-Blök
Moin zusammen!
Es gibt ja unheimlich viele Menschen, die sich nur sehr wenig zutrauen. Diese Menschen sind oftmals sehr schüchtern, unsicher, nervös und bekommen schon bei der kleinsten Herausforderung feuchte Hände und tierische Herzklopfen. Das ist für diese Menschen häufig sehr anstrengend! Im Gegensatz dazu sind diese Menschen vermehrt sehr sensibel, feinfühlig und liebevoll.
Geert ist so ein Mensch. Geert ist 50 Jahre alt, ein Hüne von Mensch und hat seine Herzensdame Cordula vor 7 Jahren kennengelernt. Sie haben eine gemeinsame Tochter, Lisa, die 6 Jahren alt ist. Somit ist Geert, was seine Vaterrolle angeht, ein Spätsünder und Lisa hat besondere Bedürfnisse, die sagen wir mal „verhaltensoriginell“ sind.
Da Geert ein sehr unsicherer Mensch ist, überfordert ihn seine Tochter sehr. Seine Tochter hat das längst durchschaut und nutzt seine Unsicherheit zu ihren Gunsten. Seine Ehefrau wünscht sich von ihm Unterstützung, die er nicht gerecht werden kann und somit hat sich Geert fachmännischen Beistand bei mir gesucht.
Geert sitzt etwas hilflos in meiner Praxis: „Bernadette, was soll ich denn nur tun? Meine Frau und meine Tochter nehmen mich einfach nicht ernst! Ich bin der Trottel der Familie!“ Einsicht ist der erste Weg zu Besserung, denke ich still bei mir. Ja, kein schönes Gefühl! Ich kann das gut verstehen und überlege, wie ich Geert Hilfe bieten kann, ohne ihn ebenfalls zu überfordern. Wegzaubern kann ich das Gefühl leider nicht, so gerne ich einfach mit den Fingern schnippen würde! Der erste Schritt ist erst einmal, die Situation anzunehmen wie sie ist! „Ja, meine Frau und Tochter nehmen mich nicht ernst. Ja, ich bin der Trottel der Familie!“ Ich erkläre Geert: „Dieser Schritt ist oftmals nicht einfach, weil wir die Situation, die uns belastet, ja weg haben wollen. Oftmals fordern wir von der Gegenseite die Veränderung. „Ihr müsst mich ernst nehmen.“ Das ist ja auch einfacher, als selbst den Allerwertesten hoch zu bekommen und Verantwortung für die Situation zu übernehmen.
Geert weiß nun, wir können nur uns selbst verändern. Nachdem Geert diesen Schritt gegangen ist, frage ich weiter: „ Wie schlimm ist das nun für dich?“ „Wie schlimm?“ fragt Geert etwas genervt. „Sehr schlimm“, platzt es etwas wütend und ungeduldig aus ihm heraus. Aha, das gefällt mir und ich reibe innerlich meine Klauen. Denn wo Wut und Schmerz ist, ist oftmals auch Veränderungsbereitschaft vorhanden. „Geert, was kannst DU tun, was muss von DEINER Seite aus passieren, um die Situation zu verändern?“ Geert hat verstanden, worauf ich hinaus will. Und diese Veränderung ist nicht einfach und bereitet ihm auch Angst und Stress. Sie kostet Bewusstwerdung, Disziplin und Willenskraft.
Geert, wird noch einige Male zu mir kommen und ich werde ihn dabei unterstützen, über sich hinauszuwachsen.
Zum Schluss möchte ich jedoch auch noch auf Geerts positiven Eigenschaften eingehen. Geert ist ein sehr weicher und gefühlvoller Mensch. Er liebt seine Frau und Tochter wirklich sehr und würde alles für sie tun. Ich wünsche Geert sehr, dass seine Schäfchen – äh Mädels – dies erkennen und wertschätzen können, denn im Falle eines Falles würde Geert Löwenkräfte entwickeln, um seine kleine Familie zu schützen.
Einfühlsame Grüße
Eure Bernadette